Hier warten die Irren.

Dienstag, 10. Juni 2008

Ich und die Polen (EM Tagebuch)


Ist ja jetzt EM.

Wegen der guten Erfahrungen aus dem WM Jahr 2006 und meiner allgemeinen Affinität zum Fußball, guck ich natürlich auch dieses Jahr wieder public. Und wie jeder weiß, war die vielgepriesene Berliner Fanmeile im Gegensatz zum Kiersper Angebot ein Witz.

In Kierspe gibt es eine große Leinwand, die in der Jahnhalle am Haunerbusch aufgebaut wurde. Die Jahnhalle ist ein Relikt aus vergangener Zeit. Turnerschweiß von Generationen ist schon in den tiefdunklen Holzboden gesickert. Unangenehme Erinnerungen an Übungen an Barren und Reck holen Menschen ein, die sich zuletzt in ihrer Schulzeit sportlich betätigt haben. Aber auf die Leinwand kann man echt prima gucken. Und es gibt sogar Erfrischungsgetränke. Die SPARKASSE hat sich nicht lumpen lassen und nicht nur die Leinwand und den Beamer, sondern zusätzlich 30 Liter Freibier für die mehreren Hundert Besucher spendiert. Super Sparkasse oleoleole.

Damit ich auch einen guten Stehplatz bekomme, fuhr ich am Sonntagabend extra früh zum Haunerbusch. Gut eine Stunde vorher muss man schon da sein, wenn man was auf sich hält. Da ich was auf mich halte, bin ich mal eine Stunde früher hingefahren. Am Auto flatterten die Fähnchen und mein Trikot von der EM 96 (Europameister!) passt immer noch.

Unterwegs konnte ich schon viele andere Fußballfans mit Fähnchen an ihren Autos sehen. Dieses Jahr erstmals auch die der Zugewanderten aus Griechenland (blau-weiß), der Türkei (rot mit Himmelsobjekten) und Italien (grün-weiß-rot) und überraschend viele aus Polen (rot-weiß). In Kierspe Bahnhof waren auch einige zu Fuß pilhgernde Freunde des osteuropäischen Angriffsfußballs unterwegs. An ihren roten Trikots und den großen rot-weißen Fahnen waren sie leicht zu erkennen. Ich hupte ihnen aufmunternd zu. Sollten sie doch die für sie kurze EM Zeit genießen.

Am Haunerbusch angekommen versperrte mir aber dann plötzlich ein Männlein mit so einer rot-weißen Fahne den Weg. Er wanderte mitten auf der Fahrbahn herum und fuchtelte mit seinem Winkelement wild herum. Ich übte Nachsicht mit ihm, da ich davon ausgehen konnte, dass er schon etwas alkoholisiert war. Großmütig umfuhr ich ihn in einem großen Bogen um mir einen Parklplatz vor der Pestalozzischule zu sichern. Komisch. Hier parkte kein anderes Auto. Wundernd blickte ich mich um und sah schließlich im Rückspiegel wieder den winkenden vermeintlichen Polen, der nachfolgende Autos nach rechts in Richtung Schulhof wies. Ich begann zu verstehen und legte den Rückwärtsgang ein. Dann habe ich dem Ordner gesagt, dass sie demnächst doch nicht grad rot-weiße Parkplatzwächterfahnen benutzen sollen.

Ist doch wahr.

Das Spiel war gut. Wir haben gewonnen. 2:0.

Das nächste Spiel guck ich wieder in Kierspe. Ganz sicher. Wer kommt noch?

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