Hier warten die Irren.

Samstag, 13. November 2010

Wer die Wal hat...


Als ich gestern Morgen erwachte, regnete es.
Als ich gestern von der Arbeit heim kam, regnete es.
Als ich gestern ins Bett ging, regnete es.
Zwischen den genannten Zeitpunkten regnete es auch.

Heute Morgen wurde ich wach und ich wunderte mich. Das Rauschen des Regens hatte aufgehört, aber irgendetwas stimmte nicht. Es war viel zu dunkel. Hatte der Regen das Feuer der Sonne gelöscht?
Hätte ja sein können, war aber nicht so.

Ich schaute aus allen Fenstern meines Hauses, aber ich sah nur Dunkel.

Als ich vor die Tür ging, sah ich warum.
Ein großer Wal lag vor dem Haus und verdeckte alle Fenster. Wie jeder weiß, ist ein Blauwal das größte Tier der ganzen Welt und 30 Meter lang. Kein Wunder also, dass er alle Fenster (Sprossenfenster!) verdeckte.

Es roch fischig.

"Ich rieche nicht fischig, denn ich bin ein Säugetier, jeder weiß das.", dachte der Wal zu mir. Ich wunderte mich, dass ich seine Gedanken lesen konnte, fand es aber sehr praktisch mich so mit dem großen Säugetier unterhalten zu können.
"Jaja, ich weiß", dachte ich den Wal an, "Du bist ein Säugetier und in deinem Skelett sind sogar Reste eines Beckenknochens zu finden, was darauf schließen lässt, dass deine Vorfehren im Laufe der Evolution auch eine lange Zeit an Land gelebt haben müssen. Ich darf doch du sagen, oder?"
Der Wal konnte nicht zurücknicken, machte aber hm hm.
"Also gut, kleiner Mensch", dachte der Wal schließlich. "Es nun aber so, dass ich die Evolution nicht wieder in Richtung Landtier gehen möchte. Vielmehr war es ein Versehen, dass ich hier mit der großen Flut gestrandet bin. Ich möchte gerne wieder ins Wasser, all meine Freunde sind dort."
"Ist gut Wal.", dachte ich und holte zwei Gießkannen. "Ich lasse mir etwas einfallen."
Während ich das dachte, befeuchtete ich seine Haut mit dem frischen Quellwasser aus den Gießkannen. Inzwischen war es schon fast Mittag und die Sonne schien. Das ist nicht gut für Wale, soviel wusste ich natürlich. Dankbar schaute mich das imposante Tier mit seinen sanften Augen an.
Dann ließ ich mir etwas gutes einfallen. Wenig später schwamm der Wal wieder im Meer.
Ich habe versprochen, dass ich ihn bald mal besuchen komme.
Jetzt sitze ich wieder am Fenster und schaue hinaus.
Es regnet und das Wasser läuft an der Außenseite der Sprossenfenster hinab.

Oder sind es meine Tränen?

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