Hier warten die Irren.

Donnerstag, 9. April 2009

Fünf Freunde für ein VELTINS

Fünf Freunde für ein VELTINS







Der Schweiß läuft in Strömen von seiner Stirn, direkt in seine Augen. Es brennt. Seine Füße brennen auch, seine Muskeln schmerzen abwechselnd oder er spürte sie nicht mehr. Jetzt schmerzen sie wieder. Doch gleich ist es geschafft. Er hebt seinen Blick. Tunnelblick, doch zwei Dinge erkennt er. Noch ein paar hundert Meter bis zum Einlauf in die Veltins Arena und ein paar Dutzend Schritte vor ihm der Kenianer. Im Unterbewusstsein hört er die Anfeuerungsrufe der Zuschauer. Wieder blickt er auf seine Füße. Vom rechten Schuh löst sich die Sohle. Egal. Seine Füße spürt Mario schon seit 2 Kilometern nicht mehr. Rennen, rennen, rennen. Schmerzen werden kommen. Aber nicht jetzt. Morgen. Nein, Mario weiß, dass es auf ihn ankommt. Die anderen haben ihn zu Schlussläufer gemacht. Für diese 5km hat er die letzten Wochen trainiert. Es war kein leichter Weg. Jetzt denkt Mario an den Wiederbeginn seines Lauftrainings. Schwitzen und keuchend hatte er Die Jubachtalsperre umrundet. War das wirklich erst im März gewesen? Thomas und Wolfgang hatten ihn angespornt und überredet. Sie hatten ihren teil aber schon geleistet. Basti hatte als Startläufer ein gutes Tempo vorgelegt, Sören sogar noch mehr Plätze auf die internationalen Spitzenläufer gutgemacht. Wolfgang und Thomas, konnten trotz des Generationenunterschiedes den Platz halten. Beim letzten Staffelwechsel hatte das iFant Team auf einem respektablen 5. Platz gelegen. Angesichts des topbesetzen internationalen Starterfeldes konnte man nicht mehr erwarten. Doch Mario wusste schon als er den silbernen Aluminiumstab von Thomas übernommen hatte, dass heute mehr drin war. Er wusste es. Er weiß es. Mario spürt es. Er knallt seine blutenden Fersen auf den Asphalt und er merkt, dass der Vorsprung des Kenianers schmilzt. Bis auf Platz 2 hat er sich vorgearbeitet. Vor ihm aber ist noch der Kenianer. Der Wunderläufer und Olympiasieger. Wenn er bis zum Einlauf in die Arena aufschließen kann, weiß er, er wird gewinnen. Seit Jahren hat keiner die Wunderstaffel der Kenianer schlagen können. Mario hört wieder das Rufen. Da in der Menge erkennt er Schatzi und auch die anderen Frauen. Das gibt ihm den letzten noch nötigen Energieschub. Wie von selbst erhöht er die Schrittfrequenz und schafft den leichten Anstieg zur Arena ohne Probleme. Er hört das Branden des Applauses. So hört sich eine Laola an. Mario läuft in den Schatten, den die imposante Arena auf ihn wirft. Plötzlich ist er im Stadion, neben ihm der hagere Kenianer. Er sieht jeden einzelnen Schweißtropfen auf der ebenholzfarbenen Haut seines Kontrahenten. Er schwitzt viel, da wird wohl Angstschweiß mit bai sein, denkt Mario, als er mit einer Leichtigkeit, die er nicht für möglich gehalten hat, an ihm vorbeizieht. Die 60.000 im Stadion stehen auf, der Lärm wird ohrenbetäubend. Noch 200 Meter. Mario verliert einen Schuh. Völlig zerfetzt bleicbt er auf der Laufbahn zurück. Er glaub schmelzendes Gummi riechen zu können. Mario schmunzelt. Noch 100 Meter. Er blickt auf. An der Ziellinie stehen Wolfgang, Basti, Sören und Thomas. Sie rufen irgendetwas. Wie soll er sie verstehen, bei diesem Lärm. Das muss er ihnen gleich sagen, dass man doch nichts verstehen kann, wenn 60.000 Menschen schreien. Er blickt sich um. Der Kenianer ist direkt hinter ihm. Er kann den Atem des Afrikaner spüren. Doch er weiß ja: Heute ist ihm der Sieg nicht zu nehmen. Schon 30 Meter vor der Ziellinie reißt er die Arme in die Höhe und läuft weiter. Eine Gänsehaut fährt im über den Rücken, bis zu den imposant behaarten Beinen.
Mario fliegt über die Ziellinie und er Jubel steigert sich noch. Dass das überhaupt möglich ist, denkt er als er Minuten später wieder zu sich kommt.

Der erste den er erkennt ist Wolfgang. Natürlich Wolfgang. Er hält ihn im Arm, gibt ihm zu trinken. Thomas hängt ihm die Medaille um.
„Wann ist das nächste Rennen?“, fragt Sören, der aussieht wie frisch geduscht. Basti haut ihm feixend auf die Schulter.
Alle lachen von Herzen. Thomas Stark beginnt schon die frisch gegrillten isotonischen Meterwürste an die Fünf Freunde zu verteilen.

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