Hier warten die Irren.

Sonntag, 18. Januar 2009

Aus dem geheimen Tagebuch




Meine erste Story wo ich mal frei mitgearbeitet habe

Donnerstag_8.01.2004: Freier Mitarbeiter bei der Westfälischen Rundschau. Endlich war ich am Ziel meiner Träume. Und kaum hatte ich mich an den Gedanken zusätzlichen Geldes und steigenden Ruhmes gewöhnt, bekam ich auch schon einen Anruf vom Neukollegen M. Er diktierte mir meine ersten drei Einsätze und versorgte mich auch noch mit ein paar hilfreichen Tipps. Die Jahreshauptversammlung eines Plettenberger Bürgerschützenvereines birgt sicher journalistischen Sprengstoff und erfordert jede Menge investigatives Handeln. Gewiss kein ungefährlicher Einsatz. Noch vor wenigen Wochen hatte ich gelesen (oder im Radiogerät gehört), dass im letzten Jahr eine ganze Menge von Journalisten (vielleicht auch freien Mitarbeitern) in Kriegsgebieten wie dem Irak erschossen worden waren. Auch von freundlichen amerikanischen Soldaten und bestimmt auch -innen. Naja - Irak oder Plettenberger Bürgerschützen: Bewaffnet ist bewaffnet.

Freitag_9.01.2004: Heute ist es soweit. Ich habe mir einen Schreibblock gekauft und einen total gut schreibenden Faserschreiber eingesteckt. Die digitale Kamera mit allerfrischesten Batterien bis zum Deckel des Batteriefaches voll gestopft und jeden einzelnen der Millionen Pixel von Hand abgestaubt. Trotz Bedenken meiner Frau (Frau Block) habe ich mich gegen eine kugelsichere Weste entschieden. 19 Uhr 30 hatte der Kollege Maus gesagt. Besser wenn man früher da ist, hatte meine Frau Block gesagt. Also bin ich etwas eher gefahren.

19 Uhr 15 betrete ich frohen Mutes die Gaststätte Plankemann, ganz am hintersten Ende von Plettenberg, jedenfalls wenn man extra von Herscheid anreist, und frage den Plankemannwirt, wo denn die ganze Bürgerschützenschar zu finden sei. Der Plankemannwirt tut so, als ob er von nichts wisse und spricht: „Also ich weiß von nichts.“ Kann ja wohl nicht sein, dass er von nichts weiß, denke ich mir so. Schließlich ist er der Plankemannwirt, da wird er ja wohl ganz genau wissen, wo sich die Bürgerschützen in der Gaststätte Plankemann treffen. Denn so weitläufig, das stelle ich mit einem scharfäugigen Rundblick mühelos fest, soo weitläufig ist die Gaststätte Plankemann ja nicht, dass man einen ganzen Haufen von sich jahreshauptversammelnden Bürgerschützen nicht sehen können würde. Sicherlich wäre auch das Knallen ihrer doppelläufigen Flinten durchs ganze Gasthaus zu hören sein. Also wird der Plankemannwirt wohl ein Spaßvogel sein, der vor überlaufendem Humor nur so tut, als wisse er von nichts. Hilfe suchend blicke ich in die Runde der Stammgäste aber: Entweder auch alles Spaßvögel …. oder …. Nach einigem zähen Durchfragen ermittele ich, dass die Bürgerschützen wohl schon einmal in der Gaststätte Plankemann getagt hätten, das sei aber schon länger her. „Diese Jahr jedenfalls nicht“, stellt der Plankemannwirt unerschüttert fest. Ist ja auch schon 9. Januar.
Ich verlasse die Gaststätte Plankemann unter den Augen der Stammgäste und setze mich übel gelaunt in mein kompaktes Stadtfahrzeug. Blöde Westfälische Rundschau, denke ich mir. Aber eines ist ja wohl klar. Die Leser werden am Montag eine ziemlich große, weiße Fläche auf ihrer Plettenberger Seite finden. Selber schuld. Achten Sie mal darauf, liebe Leser.

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