Hier warten die Irren.
Freitag, 5. September 2008
Finanzielle Unabhängigkeit und kosmische Fügung
Finanzielle Unabhängigkeit und kosmische Fügung
Als ich noch klein war, ist mir mal was passiert. Und da kann ich mich immer noch gut dran erinnern. Es war im 3. oder 4. Schuljahr der Grundschule und es passierte mir auf einem Schulausflug.
Das Schiffshebewerk in Henrichenburg war das Ziel unserer Busfahrt. Dort konnten wir gucken, wie Schiffe mithilfe einer großen Hebeanlage einen Höhenunterschied überwinden.
Nachdem wir eine Weile den Schiffen beim Überwinden des Höhenunterschiedes zugeschaut hatten, suchten wir Zerstreuung an einem Souvenirstand. Meine Eltern hatten mir extra Taschengeld in mein neues Portemonnaie gesteckt. Und ich war festen Willens dieses Taschengeld jetzt und hier an diesem Souvenirstand auf den Kopf zu hauen. Und nach einem kurzen Blick in die Auslage war mir auch sofort klar, wofür ich mein Geld anlegen wollte. Ein sehr ansprechender Schlüsselanhänger in Form eines Skelettes mit beweglichen Gliedern. So ein bewegliches Skelett wollte ich schon immer haben. Oft schon hatte ich meine Eltern bekniet mir ein solches zu kaufen, wenn wir im Zoo, im Märchenwald oder sonst wo waren. Solche schönen Skelette gab es praktisch nur an Souvenierständen zu kaufen. Doch aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen, hatten sich meine Eltern stets geweigert meinem Anschaffungswunsch zu entsprechen. Doch jetzt war die Gelegenheit. Ich war zum ersten Mal alleine unterwegs, hatte ein eigenes und zudem gut gefülltes Portemonnaie (5DM) mit bai.
Ich kaufte das schöne Stück und es blieb sogar noch Geld übrig. Ich war glücklich. Das wunderschöne neue Skelett hängte ich an die Gürtelschlaufe meiner Hose, wo es sich sehr gut machte und bei jedem meiner Schritte zappelte.
Dann fuhren wir zurück.
Zuhause angekommen fragten meine Eltern, das was Eltern immer fragen: „Und wie war der Ausflug?“ Ich kam nicht umhin, die Erlebnisse des Tages kurz zu umreißen. Gegen Ende meines Tagesberichtes kam ich schließlich zu der Stelle, wo ich erzählen musste, was ich mir von meinem Taschengeld gekauft hatte. Ich griff an meinen Hosenbund um das Skelett zu präsentieren. Ein Schock durchfuhr meine Glieder (so ähnlich wie vor einigen Wochen als mein iPod Touch (249€) weg war). An der Gürtelschlaufe hing nur noch der Kopf des Skelettes. Der Rest war abgerissen. Abgerissen und verloren. Ich war am Boden zerstört.
Meine Mutter fragte (vielleicht um mich abzulenken), ob ich denn noch Taschengeld übrig gehalten hätte. Ich griff in die Tasche um das Portemonnaie hervorzuholen. Es war weg. Ich hatte es verloren. Wahrscheinlich hatte ich es in der Euphorie über den Besitz des Skelettes direkt am Souvenierstand liegen lassen.
Dann habe ich erst mal geweint.
Meine Mutter meinte, dass es doch nicht so schlimm wäre. Sie konnte es nicht wissen, wie schlimm das war.
Warum ich das gerade jetzt aufschreibe? Kann ich erklären.
Vorgestern kam mein Sohn (10) aus der Schule. Stolz zeigte er mir, was er gefunden hatte. An der Bushaltestelle hatte es gelegen.
Der Torso meines Skelettes.
Nun, ganz sicher bin ich nicht, ob er es wirklich ist. Aber Zufall kann es ja nicht sein. Eher so etwas wie Schicksal oder kosmische Fügung. Ich werde es nachprüfen, wenn ich den Kopf des Skelettes wiedergefunden habe. Irgendwo muss der doch noch sein.
Ich ruf mal meine Mutter an. Sie wird ihn sicher nicht weggeworfen haben.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen