Hier warten die Irren.

Sonntag, 7. September 2008

Bettgeschichte

Ich war wieder bei IKEA.

Wenn schon, denn schon. Also fuhr ich am Samstag zu IKEA. Da ist wenigstens was los. Ganz allein bin ich hingefahren. Und zwar in die Borussiastraße 120 zu Dortmund.
Ging aber.
Auf dem Parkplatz war noch genau ausreichend genug Parkfläche für meinen Familientransporter. Meine Frau ich aus Gründen der Transportvolumenmaximierung verzichtet, denn eventuell sollte ich ein neues Bett kaufen und nach Hause bringen. Um in Ruhe gucken zu könne, gab ich meine Kinder im Smaland-Kinderparadies ab. Schön spielen.

Und dann ging ich erst mal nur gucken. Viele, viele andere Leute waren natürlich auch da zum erstmal gucken. Aber das hatte ich ja erwartet.
Ich guckte mir also alle Betten an, die dort feilgeboten wurden. Machte Sitz- und Wipp- und optische Tests. Alle Betten waren mit testenden Leuten belegt. Beim Begutachten der Lattenroste kniete sich eine nicht unatrraktive Blondine (Mitte 20) neben mich und raunte mir zu, dass ich diesen Lattenrost (oder heißt es dieses Lattenrost) keinesfalls kaufen solle. Sie, die attraktive Blondine habe ihn (oder es) vor einem halben Jahr gekauft und jetzt: kaputt. Ich habe sie dann mal nicht gefragt, was sie denn alles so in ihrem Bett veranstaltet habe. Hätte ich aber gerne.

Meine Wahl fiel schließlich auf ein metallenes Bett mit verspielt-schnörkeligem Kopfteil. Die Gründe nenne ich kurz:



sieht gut aus
preiswert
recht wenige Schrauben

Jetzt könnte der alte Witz mit dem lustigen Bettnamen "Gutvik" kommen. Aber so heißt das Bett natürlich gar nicht. Es heißt "Leivik".
Ich ließ mir meinen Kaufwunsch auf einen Zettel drucken, mit dem ich zur Kasse gehen musste. Die Kassen sind bei IKEA immer im Untergeschoss. Ich ging die Treppe runter und sah schon die Warteschlange zur Kasse. Bei IKEA Dortmund gibt es 24 Kassen. Aus unverständlichen Gründen waren aber nur 23 geöffnet. deshalb wohl der Andrang. Und so reihte ich mich in die Schlange 22 ein. Und ich wartete.
Und wartete.

Eine ganze Weile.

Meistens beschwert sich bei IKEA keiner, wenn man warten muss. ist eben so. Im Kaufpark meckern die Leute, wenn 5 vor ihnen stehen. Bei IKEA nicht. Isso.
Ich vertrieb mir die Wartezeit mit dem Beobachten der Mitwarter. Manche telefonierten ("Ja, ich bin bei IKEA, BEI IKEA, an der KASSE"), manche brachten Kartons mit Möbeln wieder zurück und holten dafür andere Kartons mit Möbeln (sozusagen der erste Umtausch vor dem Kauf), manche stritten und manche guckten nur, was die anderen machten. Eine junge Frau in Reihe 19 gebar ein Kind, lehrte ihn das Sprechen und Laufen. Beziehungen gingen in die Brüche, Freundschaften entstanden. Durch die Glastür auf der jenseitigen Seite der Kassen konnte ich einen Blick nach draußen werfen und den Wechsel der Jahreszeiten beobachten. Aber irgendwann war ich dran.
Ich durfte bezahlen, endlich. Hinter der Kasse standen drei großgewachsene junge Leute, die scheinbar auf mich warteten.
Es waren meine Kinder. Der Große hatte inzwischen eine Ausbildung zum Möbeltischler und nebenbei ein Jura Studium absolviert. Der Kleine hatte ein ordentliches Abitur und meine Tochter war verlobt. "Mensch Papa, jetzt komm aber." liebevoll stützen sie mich, trugen meinen Bettkarton und geleiteten mich zum Auto. Ich war ganz schön alt geworden.
Wir fuhren ganz schnell nach Hause. ganz ganz schnell. So schnell, dass die zeit rückwärts lief. In Herscheid angekommen, war ich praktisch wieder so jung wie vorher.
Meine Frau öffnete mir die Tür. Ich war nervös was sie sagen würde: "Mann, wo bleibst du denn so lange. Du must doch noch das Bett aufbauen."

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