Hier warten die Irren.

Montag, 12. Oktober 2009

Ich und die Buchmesse


Ich und die Buchmesse

Endlich war ich in der großen Stadt Frankfurt angekommen. Eine große, große Stadt, wenn man aus dem Sauerländischen kommt. Auf zur Buchmesse hatte es von Verlagsseite geheißen. Die Bücherleser (bzw. -käufer) verlangen nach dem Autor der Rindergedichte. Ja nun. Das Auto französischer Bauart kurzerhände voller Bücher gepackt und ab nach Frankfurt also.
Die Messe ist total leicht zu finden, denn sie liegt fast genau in der Nähe des Parkhauses. Und das ist aber mal wirklich ein tolles Parkhaus. Im Parkhaus verteilen sie sowas fast ähnliches wie Landkarten, damit Leute wie ich (eher so Landbewohner), ihr Auto wiederfinden, bzw. erst einmal aus dem Parkhaus heraus finden. Gute Idee das mit den Landkarten.
Das Messegebäude zu finden ist dann gar nicht mehr so schwer – vorausgesetzt man hat den Ausgang aus dem Parkhaus gefunden. Man wird nämlich direkt in einen Shuttlebus geschoben und am Messegebäude wieder herausgeschubst. Ob man nun will oder nicht.
Die Frankfurter Buchmesse ist völlig anders als die Internationale Automobilausstellung (IAA), obwohl das Parkhaus und der Bus da ganz gleich waren. Der größte Unterschied bestand darin, dass es dieses Mal überwiegend Bücher zu gucken gab. Acht Hallen voll mit Büchern. Und zwar große Hallen, die man problemlos auch mit Autos hätte füllen können. Eventuell sogar mit Shuttlebussen.
Nach wenigen Stunden und tausenden von Büchern, kam ich endlich in Halle 3 oder 4. Ein bisschen anstrengend war das schon, denn mein Rucksack war ja voller Gratisverteilkuhgedichtebücher. Andere Autoren (vorwiegend solche mit wirren Frisuren und Pfeifen in Mundwinkeln) sah ich ständig neben Reklamepostern mit sich selber drauf, vor Fotografen wichtig, doch bemüht unbeteiligt zu schauen, posieren. Keiner von denen hatte einen Rucksack auf. Da ich hier war um etwas zu lernen, schrieb ich in mein Notizheft:
PFEIFE RAUCHEN ÜBEN – FRISÖRTERMINE ABSAGEN -
NORDENMEDIAVERLAG ANWEISEN POSTER – (SCHWARZWEISS MIT MIR SELBER DRAUF) DRUCKEN LASSEN.
Ich stieß die Tür zu Halle 3 oder 4 auf und wollte grad noch so denken: „Oh, Bücher!“, als die Menschenmenge zu schreien begann. Kameraleute und Fotografen vollführten ihr Handwerk und es wurde allgemein recht hektisch. Was für ein Empfang für mich. Blitzlichtgewitter (aber ohne Donner). „Diese Leute“, so dachte ich, „diese feinen Leute sollen alle ein Gratisverteilkuhgedichtebuch aus meinem schweren Rucksack bekommen.“ Dann begann die Menge meinen Namen zu rufen: „Dieter, Dieter, Dieter, Dieter!“ „Ich heiß doch gar nicht Dieter.“, dachte ich so bei mir, während ich enen Pack frischverschweißter Gratisverteilbücher aus meinem Rucksack nahm, um das Volk zu erfreuen. „Ich heiße gar nicht Dieter, ich heiße Thomas. Hier! Bücher umsonst! Ich habe auch noch Aufkleber!“ In dem Moment schob sich ein Tross von Männern in Sonnebrillen an mir vorbei. In ihrer Mitte der populäre Popmusiker Dieter Bohlen, der bekanntlich ja auch Bücher schreibt. Meinen leichten Irrtum bemerkend, beschloss ich die Halle 3 oder 4 zu verlassen. Ging aber nicht. Im Mittelfeld des Bohlengefolges wurde ich mitgesogen, in einen Shuttlebus gedrängt und zum Parkhaus transferiert.
Da war ich wieder in der Nähe meine Autos französischer Bauart.

EPILOG:
Bei der nächsten Buchmesse fahre ich wieder nach Frankfurt. Aber dann nicht mehr mit Kuhgedichten. NEIN! Ich weiß jetzt, was die Masse der Bücherkunden wünscht. Eine Autobiografie über mein Leben. Ich ruf gleich mal den Harry von Nordenmedia an, damit er jemanden beauftragt, sie zu schreiben. Das erste Kapitel wäre hiermit ja so gut wie fast fertig.

Oder ich fahr zur Automobilausstellung.

*** der Text ist schon älter – ich fand ihn beim aufräumen.
Müsste von 2002 sein. Die Älteren erinnern sich, da hatte Dieter Bohlen einen Riesenerfolg mit seiner Biografie. Es ist also alles echt so passiert.

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