Hier warten die Irren.

Donnerstag, 29. Mai 2008

IKEA

Das ist schon etwas älter und vielleicht etwas lang für einen Blockblogg. Aber ich mag es zeigen:


Sjukhus (Teelichter und Presswehen)

„Wir fahren heute zu IKEA“, empfing mich meine Frau letztens mittags, „Da gibt es heute ganz billig Teelichter. Und die brauchen wir ja jetzt ganz viel, weil die Vorweihnachtszeit angefangen hat.“ Das stimmt, denn am 2. November kam die erste Tchibo Werbung mit Weihnachtsmann. Gar nicht zu erwähnen die Schokonikoläuse im Aldi. Die warten ja schon seit Ende August im Regal. doch über die wundere ich mich schon seit Jahren nicht mehr so richtig. Na gut, wenn man beim Teelichtkauf sparen kann, dann sollen die paar Kilometer Anfahrt bis IKEA Dortmund nicht stören In Herscheid gibt’s zwar auch Teelichter, aber bestimmt nicht so billig wie im schwedischen Möbelhaus. Kurzum Kinder ins Auto geschnallt, am Geldautomaten vorbei und ab auf die Autobahn.
Kaum eine Stunde später betraten wir endlich das gelbblaue Möbelhaus. „Lass uns mal einen Einkaufswagen mitnehmen!“, meinte meine Frau. Mir war zwar nicht ganz klar wozu, die paar Teelichter kann man ja auch so in die Hand nehmen, aber meinetwegen... Ich wollte ja nicht schon im Eingangsbereich anfangen zu diskutieren.
Nach dem Betreten der Möbelausstellung fühle ich mich immer in die Zeit vor der Niederkunft unserer beiden Kinder zurück versetzt. Überall schwangere Frauen. Irgendwo muss es im IKEA Gebäude wohl Geburtsvorbereitungskurse geben. Irgendwo bestimmt, aber wo? Ich beobachte weiter. Ich mache zur Sicherheit aber immer größere Bögen um die jungen, in freudiger Erwartung stehenden, jungen Damen. Irgendwie habe ich immer den Eindruck, dass es bei einigen von ihnen direkt mit den Eröffnungswehen losgehen könnte, und ich dann helfen müssen würde. Ich könnte immerhin „pressen-pressen“ oder „atmen-atmen“ rufen. Mehr aber auch nicht. Oder heißes Wasser holen lassen (Wozu eigentlich?) So was passiert natürlich meistens nicht bei IKEA. Aber es könnte. Ich weiß nur, dass ich aber mal schnell die Abteilung wechseln werde, wenn in meiner Nähe mal eine Fruchtblase platzt.

Wenn man die Hälfte des Möbelparcours geschafft hat, kommt man immer an einer Raststätte vorbei. Dort soll man in Ruhe Kötbullar und Lachs essen können, was trinken oder was rauchen. In Wirklichkeit ist es aber gar keine Raststätte, sondern ein riesiges Stillzimmer. War man vorher von Schwangeren umgeben, finden sich hier nun die jungen Mütter zusammen, die eben gerade, oder vor ein paar Tagen entbunden haben. Ich habe den Eindruck, dass die meisten direkt nach der Entlassung von der Geburtsstation zuerst einmal zu IKEA fahren, um ihr Neugeborenes im IKEA Restaurant zu stillen. Gleichgesinnte können hier auch gut Tipps zur Nabelpflege, zu Verdauungsstörungen oder Windelpilzen austauschen. Die älteren Kinder können derweil zwischen den Tischen herumrennen und laut schreien. Kurz bevor die jungen Kleinfamilien dann aufbrechen wird es immer interessant. Dann nämlich rufen die Mütter ihre Kinder zu sich, um sich bepackt wie die Vertriebenen auf die Weiterreise zu machen. Und das hört sich so an: „Malte“, „Ole“, „Linnea“, „Tjorven“, „Torbjörn“, „Svea“ uswusw. Zufall oder nicht, die gerufenen Namen der Kinder hören sich genau so an, wie die Leuchter, Beistelltische, Schuhschränkchen oder Dreifachsteckdosen, die uns in der vertrauten Ausstellung umgeben. So normale Namen wie Kevin, Marvin oder Jennifer-Jaqueline hört man bei IKEA fast nie. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel. Unsere Kinder heißen nämlich Mika und Skadi.
Bevor auch wir uns auf die Weiterwanderung machen, wollen wir aber auch mal etwas trinken. Kaffee und Fanta, schließlich wollen die Kinder bestimmt gleich noch aufs Besucherklo. Also muss auch vorher viel getrunken worden sein. Sonst lohnt es ja nicht. Hier im Restaurant gibt es eine moderne Innovation zur Gertränkeversorgung. Bestimmt ist das eine Erfindung aus Amerika oder Schweden. Man bekommt nämlich gar kein Getränk verkauft, sondern nur ein Glas oder eine Tasse, d.h. die Tasse oder das Glas wird eigentlich nur gegen Geld ausgeliehen. Nicht verkauft. Genau genommen mietet man die Trinkgefäße wohl. Sicher bin ich da, im juristischen Sinne, nicht. Man sollte wohl einen Fachmann im Mietrecht befragen Sollte so einer unter den Lesern sein, würde ich mich über eine Stellungnahme natürlich freuen. Mit dem Mietgefäß kann man dann zur Getränkestation gehen und es dort so oft füllen, wie man mag. Also füllen, trinken, füllen, trinken, füllen, trinken usw. So oft bis es einem peinlich wird, oder bis der Bauch so gluckert wie eine Wärmflasche. Manchmal sieht man 6-köpfige Familien (Mama, Papa, Linnea, Tjorven, Torbjörn und Svea), die sich ein Glas teilen. Das ist sparsam. Ich weiß gar nicht, ob IKEA sich da nicht ins eigene Fleisch schneidet und die Millionenumsätze, die sie mit Möbeln machen, hier an der Erfrischungstheke wieder verpulvern. Zur Sicherheit bieten sie aber immerhin kein Bier auf diese Art an. Da könnten sie in Dortmund aber dem Insolvenzverwalter schon mal einen Parkplatz reservieren.

Auf dem Weg zur Kasse kamen wir, den Einkaufswagen langsam auffüllend schließlich noch an vielen hübsch dekorierten Weihnachtsbäumen vorbei. Einige diesjährig sogar erstmals zu sehen mit roten (!) Plastiknadeln. Unter den Bäumchen lagen sogar richtig liebevoll verpackte Weihnachtsgeschenke. Unsere Tochter Skadi (2) stellte allerdings durch Stichproben an ca 15 Geschenkverpackungen fest, dass gar keine Geschenke eingepackt worden waren, sondern nur Packpapier. Und wer wünscht sich schon Packpapier. Für Skadi ist zum ersten Mal in ihrem bisher überschaubaren Lebenszeitraum eine weihnachtliche Illusion vom reichhaltigen Schenken zerbrochen. Und wir haben vorübergehend Hausverbot bei IKEA. Aber erst einmal befristet bis zum Knut Fest.

Epilog.
An der Kasse mussten wir 156,23€ bezahlen. Eine neue Küche haben wir auch vorbestellt.

Blöd ist nur, dass wir die Teelichter vergessen haben. Und vor Weihnachten kommen wir ja nicht mehr hin. Kann uns vielleicht jemand drei Tüten mitbringen? Wenn Sie doch sowieso hinfahren.





Dezember 2oo2

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