Hier warten die Irren.

Mittwoch, 25. Februar 2009

The Zuspätcoming






Ich und Andre Rieu und Kevin Prince Boateng

Weil der Parkplatz F2 dieses Mal mit Bedacht ausgewählt war, das Auto stand unter der ersten Laterne in der Verlängerung des HILTON Hotels, fand ich es nach dem Spiel direkt wieder. Und das obwohl ich zwei Stunden zuvor in arger Zeitnot gewesen war. Auf der Autobahn A45 war stark Stau. Das lag daran, wie der gutgelaunte Radiomoderator zu berichten wusste, dass Borussia Dortmund, Andre Rieu und Werder Bremen zeitgleich eine Kostprobe ihrer Kunst darbieten wollten. Und das in unmkittelbarer räumlicher Nähe. (Westfalenhalle und Westfalenstadion) Da es nun zwar wenig Überschneidungen der Zielgruppen, wohl aber der Infrastruktur (Anfahrstwege und Parkplätze) gab, war das Chaos vorprogrammiert.

Aber wie hätten die Verantwortlichen damit rechnen können. (Dies war ein milder, satirisch gemeinter Seitenhieb.)

Zu welchen Auswirkungen das für die einfachen Menschen aus dem Volk führte, las man am nächsten Tage schon in der Westfälischen Rundschau.
Im Stadion kamen viele Menschen zu spät und einer zu Tode. In der Westfalenhalle kamen auch viele zu spät, was ja beim Schmalzgeiger nicht weiter schlimm gewesen wäre, wenn die Kunstfreunde nicht auch noch viel Geld dafür bezahlt hätten.

Preisvergleich:

Fußballpokalspiel Südtribüne Block 11 (Schwarzmarktpreis) 15€
Schmalzgeiger aus Holland viel mehr Geld.



Jetzt schreibe ich noch kurz, wie die Omas den Weg nicht fanden. Also noch einmal zurück zum Parkplatz F2:

Interessant zu beobachten, wie sich die Fanlager trennten. Die Omas mit Dauerwellen schälten sich aus den Mercedessen und blickten planlos umher, wo denn nun ihr Idol (Andre Rieu)


Ihr sollt wissen, liebe Tagebuchleser: Wenn man die Örtlichkeit rund um Westfalenhalle und -stadion nicht kennt, ist nicht ersichtlich, wie man zum Veranstaltungsort kommen kann. Als ich das erste mal dort war, bin ich einfach den Typen mit den Schals und den Bierdosen hinterhergelaufen. Auf so eine Idee kommen die Andre Rieu Ommas aber nicht. Sie fragen die jungen Leute nach dem Weg. So bietet sich mir ein schönes Bild. Fußballfreunde mit gelben Kutten, zu engen Trikots und Bierdosen deuten auf imaginäre Westfalenhallen, irgendwo da wo der Horizont zu vermuten ist.
Ich bin rückblickend nicht sicher, ob alle Klassikfreunde an diesem Abend noch in der richtigen Halle angekommen sind. Aufruf an die Stadt Dortmund: Bitte mal Wegemarkierungen anbringen.

Mehr kann ich jetzt von Andre Rieu nicht mehr berichten.
Ich war ja im Stadion. Vom freundlichen Schwarzhändler bekam ich praktisch zum Zeitpunkt des Anpfiffes noch eine Karte für die Südtribüne. 15€ fand ich einen guten Preis. Fanden viele andere wohl auch. Die Südtribüne war hoffnungslos überbevölkert. Der italienische Ordner, dem ich am Aufgang der Tribüne meine Karte zeigte, wünschte mir viel Glück, ich könne es ja probieren auf die Tribüne zu kommen. Das erwies sich als nicht einfach, doch schließlich stand ich am Aufgang der Treppe und konnte von da, wenn ich mich etwas reckte, gut 75% des Spielfeldes überblicken. Ich stand noch nicht ganz, da schoss der Alexander Frei das 1:0 für den BvB. Gut, dass ich meine wasserabweisende Jack Wolfskin Jacke anhatte. Jetzt weiß ich: Die ist auch bierabweisend. Etwas leid tat mir der kleine, dicke Mann, der 5 Bierbecher hoch über seinen Kopf balancierend durch die Menge zu tragen versuchte. Auch schön, auf dem Bierschaum schwamm in jedem Becher eine etwa 2cm dicke Konfettischicht. Nach dem Torjubel war nicht mehr viel in seinen Pfandbechern drin. was wohl seine 4 Freunde dazu gesagt haben werden? Sicher werde ich es nie mehr erfahren.
Dann wurde ich in eine Schubserei verwickelt. Ich war nicht schuld. Das war die blonde Ziege schuld. Egal. Trotzdem wurde ich von 2 (!) italienischen (!) Ordnern von der Tribüne entfernt. Scheinbar mögen die Italiener das Westfalenstadion doch sehr. Obwohl ich ein bekannter Hooligan bin, kam ich nicht in die Arrestzelle, sondern nach einem klärenden Gespräch auf einen schönen Sitzplatz in Nähe der Eckfahne. Und das mit meiner Schwarzmarktkarte für 15€. In dem Moment hatte ich 20€ verdient, denn dies ist der Mehrwert zur Sitzplatzkarte.
Ob sich auf diese Weise langfristig Geld verdienen lässt?

Ich muss zum Ende kommen, sonst werden es zu viele Kilobytes.

Die Bremer haben noch 2 Tore geschossen und gewonnen. Dann war Ende.
Ja – und wie ihr bereits wisst, habe ich mein Auto schnell wiedergefunden.
Was aus den ganzen Andre Rieu Omas geworden ist, weiß ich leider nicht.

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