Hier warten die Irren.

Sonntag, 9. November 2008

Extrabreit



Ich und das Rockkonzert

Extrabreit und das Philharmonische Orchester Hagen in der Stadthalle Hagen.

In den 80er Jahren des letzten Jahrtausends gab es ein Musikstück einer damals sehr populären Band. Das Stück hieß: „Komm nach Hagen, werde Popstar“.
Die Jungs von Extrabreit, die es sangen, wurden wirklich Popstars und hatten ein paar Hits (Hurra, hurra, die Schule brennt, Polizisten, Flieger grüß mir die Sonne..)
Jetzt ist schon das Jahr 2008. Die schwarzen Extrabreit Vinylschallplatten lagern, seit vielen Jahren ungehört in einem Schrank und meine Kinder wundern sich, dass es mal so große CDs gab.
Ich kann natürlich immer noch alle Lieder der Extrabreiten wortgetreu nachsingen. Inzwischen benutze ich zum Anhören weder Vinyl, noch CD, sondern nur noch den iPod. Modern, modern, modern.
Als ich hörte, dass Extrabreit ein Konzert in ihrer Heimatstadt Hagen geben wollten und sich dabei zudem noch vom Philharmonischen Orchester begleiten lassen wollten, war ja klar.
Da geh ich hin.
24.10.2008
Ich hatte mich konzerttauglich angezogen: Grobes Schuhwerk, Cordhose, T Shirt und Armeejacke. Ganz normal also. Meine Schwiegermutter, der ich noch ansichtig wurde, fragte natürlich, wo ich den hinwolle. Etwas verkürzt antwortete ich: „Konzert mit der Philharmonie in Hagen. „Da ziehst du aber doch besser an Sakko an“, meint sie noch. Aber da bin ich schon entschwunden.
Ich treff noch Mario (In Lüdenscheid Nord) um dann den Rest des Weges nach Hagen gemeinsam zurückzulegen. Mario hat auch kein Sakko an.

In der Stadthalle angekommen, erwarten uns zwei Überraschungen.

Wir sind ungefähr fast die Jüngsten hier im Foyert
Viele Menschen (übrigens fast alle älter als wir) tragen Sakko. (Einzelne gar Kravatte)
Mit großer Freude entdecke ich zudem einen Automaten im Foyert. Es ist ein Ohropaxautomat. So einen kannte ich noch nicht. Man muss nur unten irgendwo drehen und es kommen Gehörschutzstopfen raus. UMSONST!
Ich teste es mehrmals. Jedes Mal kommen unterschiedliche Farbstopfen raus. Das macht mir Freude und ich stecke mir die Taschen voll. GUT DASS ICH KEIN SACKO anhabe. Das hat nur kleine Taschen. Nach einer Weile fällt mir auf, dass ich der Einzige bin, der sich am Automaten bedient.

Dann ist Konzert.
Die Plätze sind ganz ok, nur mein Sitznachbar macht mir Sorgen. Er sieht komisch aus. Es ist so ein Stephen Hawking Typ. Irgendwie klein und verwachsen. Ich denke mir, dass er nicht wegen Extrabreit gekommen sein kann. Wahrscheinlich hat er irgendwoher eine Freikarte bekommen. Ob er das Ende des Rockkonzertes noch erleben wird? Ich bin da nicht sicher.

Musik geht an. Das Orchester spielt irgendsoeinen Triumphmarsch und die Rockband marschiert ein. Guter Auftritt. Die Musik im Verlaufe des Abend ist klasse. Mal spielt die Band, dann wieder das Orchster und dann wieder alle zusammen. Stephen Hawking neben mit klatscht immer sehr dezent. Aber immer nur wenn die Philharmoniker was schönes gemacht haben. Ich habe Freude an beiden Musiksorten. Blöd ist nur, dass ich wegen Sditzplatzpflicht, bei den Rockmusiken nicht ein wenig meinen Körper bewegen und hopsen und andere Musikfreunde schubsen kann. Ich glaube nicht, dass Stephen Hawking dem Pogotanz zugetan ist.
Bei der Zugabe gebe ich meine Zurückhaltung auf und gehe nach vorne in Bühnennähe. Dort kann man hopsen. Bei „Flieger, grüß mir die Sonne“ kann man ja auch nicht auf seinem Sitzplatz bleiben. Echt nicht. Ein klasse Konzert. Man merkt allen Musikern an, dass sie richtig Spaß haben. Selten habe ich einen so lang anhaltenden Applaus am Ende gehört. Immer wieder kommen die Rocker zurück und spielen noch einen. Und Mario ist froh. Er kann erstmals sein künstliches Feuerzeug (Freebird, eine Applikation aus dem iTunes AppStore für das Gerät iPod Touch (249€)) testen.
Dann ist Ende.


Schade.


Wir schlendern zurück durchs Foyert. Ich werfe noch einen Blick auf den schönen Ohropaxautomaten. Mario meint, dass vielleicht Pfand (oder iFant) auf den Stopfen ist. Aber ich nehme meine mit nach Hause.
Ich trage sie gerade.

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