Hier warten die Irren.

Mittwoch, 27. Mai 2009

Fliegen, grüßt mir die Sonne


Ich war wieder laufen.
5,62 überwiegend aerobe Kilometers sollten es an diesem sonnigen Tag sein. Kein Problem für einen wie mich.
So trabte ich also den Waldweg entlang, der die Ortschaften Waldmin und Schlucht idyllisch miteinander verbindet.
Nach einer Weile des Laufens, das ist das Gute, vergisst man alles andere um sich herum und muss nur noch aufpassen, dass man nicht in ein Loch im Waldboden tritt und umknickt.
Doch plötzlich sah ich etwas auf dem Weg liegen, das am Vortag noch nicht da gewesen war.
Ein Erdhügel, ein Wall, eine neue Steigung. Dachte ich erst.
Es war dann aber doch kleiner. Beim näher Herankommen (was ja bei meinem Lauftempo sehr schnell geht), wurde deutlich, dass es sich um Verdauungsendprodukte von Huftieren handelte. Pferdeäppel, wie der Pferdefreund sie auch ein bisschen zu euphemistisch nennt. Große Pferdeäppel. Große, mitten auf dem Weg liegende Pferdeäppel, wenn man es jetzt genau beschreiben will. Und das ist ja mein Auftrag. Meine Bringschuld meinen beiden Lesern gegenüber. (An dieser Stelle möchte ich Sören grüßen und Wolfgang auch). Doch zurück zum Inhalt.
Aufgrund meines hohen Tempos erschien mir ein Ausweichen unmöglich. Mitten durch die Pferdeäppel zu rennen kam aber auch nicht in Frage. Schließlich habe ich teure Laufschuhe, die noch mindestens 800 Kilometers halten sollen. Noch 5 Meter, was tun? Stehen bleiben ging auch nicht, weil dadurch meine neue Rekordzeit kaputt gewesen wäre. Noch 3 Meter, die Luft über den braunen Kugeln flirrte in der Mittagssonne. Noch 2 Meter, ich sprang.Mit so einem Anlauf (3km) sollte ein weiter Sprung möglich sein. Das war mir klar. Ich flog über die Verdauungsäppel hinweg. Doch jetzt sah ich etwas, was mir vorher entgangen war. Fliegen, viele Fliegen saßen auf den Pferdeäppeln. Offenbar hatten sie sich dort zur Mittagspause versammelt. Sehr viele, nein sehr, sehr viele, dicke blauschwarze Brummer waren es. Trotz meiner (weißen) Kopfhörer hörte ich jetzt das sonore Summen ihrer Flügel. Sie erhoben sich zum Flug. Alle auf einmal. Am Scheitelpunkt meines Sprunges kreuzten sich mein Weg und der Weg der 1000 Fliegen. Ich flog durch den Schwarm hindurch. Ich spürte die vibrierenden kleinen Fliegenleiber auf meiner schwitzenden Haut. Ich spürte mit Unbehagen, wie einige in meine Nasenöffnungen und auch durch meinen Mund ins Innere flogen.
Igitt.
An meinen schweißnassen Armen und auch an der Stirn blieben viele von ihnen haften.
Mit Verwunderung stellte ich aber fest, dass die Fliegen ihr Fliegen allesamt fortsetzten. Der ganze Schwarm tat, was die Natur ihm einprogrammiert hatte: Fliegend fliehen. Egal ob nun in einer Nase, einer Luft- oder Speiseröhre oder an der Außenseite eines Menschen (mir) haftend. Die schwarzblauen Geschöpfe flogen so gut sie konnten. Und so kam es, dass sie mich mit sich nahmen. Ich spürte noch, wie meine Füße immer leichter wurden, weil sie den Boden gar nicht mehr berührten. Die Pferdeäppel hatte ich längst unter und hinter mir gelassen, das merkte ich, als ich nach unten schaute. Der Waldweg der Waldmin und Schlucht miteinander verbindet wurde immer kleiner. Neben mir sah ich die Wipfel der mächtigen Fichten, wie sie sich leicht im Winde wiegten. Natürlich war mir die ganze Situation etwas fremd, aber Angst hatte ich nicht. Sehr schnell fand ich heraus, dass ich meine Flugbahn durch geschicktes Verlagern meines Körpers steuern konnte. Und so flog ich die letzten 3 Kilometers meiner geplanten Laufstrecke.
Nach einer angemessenen Zeit kam ich schließlich an meinem Haus wieder an.
Ich lenkte mich nach unten und landete direkt vor meiner Haustür. Ich blies mir die Fliegen aus den Nasenlöchern und sonstigen Atemwegen und entsandte sie zurück in die Freiheit.
Dann trank ich erst mal was.

Falls jetzt jemand Zweifel anmeldet, ob das alles wirklich so passiert ist: Ich kann es beweisen und füge diesem Tatsachenbericht ein Bild aus dem Weltraum (Google Earth) mit der Flugroute hinzu. Genau so hat meine Garmin Forerunner 305 GPS Uhr aufgezeichnet.

Also!



Örx
Igitt, jetzt habe ich grad noch eine Fliege hochgewürgt.
Ich hoffe, sie findet den Weg zurück zu ihren Kollegen.

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